Twelfth Stop: Türkiye
Über zweieinhalb Jahre nach dem verheerenden Erdbeben sind die Folgen in Hatay noch immer spürbar. Zerstörte Gebäude, provisorische Strukturen und Unsicherheit prägen den Alltag vieler Menschen. Im Rahmen meiner Future is Accessible Tour führte mich meine Reise in die Türkei, mit Stationen in Hatay und Istanbul.
Wie bei jeder Station meiner Tour stelle ich mir auch hier grundlegende Fragen:
Werden Menschen mit Behinderungen beim Wiederaufbau mitgedacht? Gibt es Zugang zu Bildung, Arbeit und Gesundheitsversorgung? Und gelingt es, Teilhabe und Selbstbestimmung gerade nach einer so tiefgreifenden Krise sicherzustellen?
In Hatay begann mein Besuch mit einem Treffen mit dem Vizegouverneur der Provinz, Gökay Icen. Im Mittelpunkt unseres Gesprächs stand die Frage, wie Menschen, die vom Erdbeben besonders stark betroffen sind, langfristig, nachhaltig und inklusiv unterstützt werden können. Wiederaufbau darf sich nicht auf Infrastruktur beschränken.
Ein besonders bewegender Moment meiner Reise war der Besuch der Mustafa-Kemal-Universität. Fast 200 Studierende und Universitätsangehörige haben hier durch das Erdbeben ihr Leben verloren. Gemeinsam mit Studierenden und der Universitätsleitung sprach ich darüber, wie Studierende heute bestmöglich, nicht nur akademisch, sondern auch sozial und psychologisch, unterstützt werden können. Hochschulen sind Orte der Zukunft, und gerade nach Krisen tragen sie eine besondere Verantwortung für ihre Studierenden.
Auf dem Campus besuchte ich außerdem das Hatay Center of Social Entrepreneurship for the Disabled, das nach dem Erdbeben gegründet wurde. Dort werden Menschen, die Gliedmaßen verloren haben, durch den Zugang zu Prothesen, durch psychologische Begleitung und durch Angebote, die neue Perspektiven eröffnen, unterstützt. Dieses Zentrum zeigt, wie Rehabilitation, soziale Unterstützung und Selbstbestimmung zusammengedacht werden können.
Nach zwei intensiven Tagen in Hatay führte mich meine Reise weiter nach Istanbul. Dort besuchte ich das Zentrum für Menschen mit Behinderungen der Gemeinde Bağcılar, das aktuell rund 7.500 Menschen mit Behinderungen unterstützt. Das Zentrum ist ein starkes Beispiel dafür, welche Rolle Kommunen bei der Umsetzung von Inklusion spielen können.
Diese Reise hat mir einmal mehr vor Augen geführt: Barrierefreiheit, Inklusion und Solidarität sind keine abstrakten Konzepte. Gerade nach Krisen entscheiden sie darüber, ob Menschen Perspektiven, Teilhabe und Würde behalten. Inklusion darf nicht warten, bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist, sie muss von Anfang an Teil davon sein.