#Ableismus tötet - Gedenktag an Morde im Oberlinhaus

27.04.2023

Am Freitag (28.04.) vor zwei Jahren wurden vier Menschen mit Behinderungen im Oberlinhaus von einer Pflegerin ermordet. 

Europaabgeordnete Katrin Langensiepen, Co-Vorsitzende der interparlamentarischen Gruppe von Menschen mit Behinderungen, fordert mehr gesellschaftliche und politische Intervention: 

“Zwei Jahre nach diesen Morden hat sich nicht viel verändert. 

Dabei müssen wir endlich mehr über Ableismus, also über strukturelle Diskriminierung und am Ende auch über Gewalt an Menschen mit Behinderungen, sprechen. 

Gewalt an Menschen mit Behinderungen, sei sie psychisch, physisch, sexualisiert oder in diesem Fall tödlich, ist kein Einzelfall. 

Gerade Einrichtungen können Nährboden für toxische Machtverhältnisse sein. Aktuelle Zahlen zu Gewaltfällen in Einrichtungen gibt es auf EU-Ebene allerdings kaum. Hier brauchen wir Zahlen, Aufklärung, unangekündigte Qualitätskontrollen und Gewalt-Schutzkonzepte.

Die Sensibilisierung von Polizei und Justiz, barrierefreie Polizei-, Hilfe- und Beratungsstellen müssen aktiv gefördert werden. 

Vor allem müssen wir uns dem Problem annehmen, dass Menschen mit Behinderungen oft gar keine Wahl haben, wenn es darum geht, wie wohnen und von wem sie gepflegt oder assistiert werden möchten.
In Tschechien zum Beispiel bekommen Menschen mit Behinderung maximal 6 Stunden Assistenzleistungen am Tag erstattet. Das ist ein Witz für Personen, die auf mehr Hilfe angewiesen sind. Entweder sie müssen in eine Einrichtung oder sie werden ihr Leben lang von ihrer Familie gepflegt. 

Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderungen. Das müssen die EU-Mitgliedstaaten ihren Bürger*innen garantieren. 

Damit dies endlich passiert, braucht es Verbündete, die sich mit uns, Menschen mit Behinderungen, solidarisieren und keine Täter-Opfer-Umkehr.”