Triage beginnt und die Politik schweigt - Forderung nach einer politischen Debatte

16.12.2020

Wer wird beatmet, wer nicht? 
Nach neusten Berichten aus Sachsen werden sich nun auch deutsche Kliniken die Frage stellen müssen, mit der viele europäische Kollegen bereits im Frühling konfrontiert wurden. Als Leitlinie liegen in Deutschland klinisch-Ethischen Empfehlungen der interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin vor. Viele Menschen mit Behinderungen und Vorerkrankungen sehen sich durch das Punktesystem diskriminiert.

Katrin Langensiepen, Grüne Europaabgeordnete, Vize-Vorsitzende des Sozialausschusses und der interparlamentarischen Gruppe für Menschen mit Behinderung kommentiert:

„Dass sich die Bundesregierung beim Thema Triage komplett raushält, ist schwach und unverantwortlich. Leider schließt sie sich damit einem Trend an, der sich durch die ganze EU zieht. Bereits Anfang des Jahres lehnte Bundesminister Spahn ein Gesetzt zu Triage ab. Damit legt er das Schicksal von Bürgerinnen und Bürger in die Hände der medizinischen Fachgesellschaften - einem Gremium von Personen, das von niemanden demokratisch gewählt wurde. Gerade Menschen mit Behinderung mit Vorerkrankungen sehen sich bei den Empfehlungen diskriminiert, da sie per se schlechtere Erfolgschancen haben. Zurecht klagt hier beispielsweise Nancy Poser vor dem Verfassungsgericht.
Wie bei den Corona-Maßnahmen brauchen wir dringend eine politische Debatte wie wir mit Entscheidungen in überlasteten Kliniken umgehen. Kalte Füße kriegen zählt hier nicht. Stattdessen sollte Deutschland mit gutem Beispiel voran gehen."