#FifthStop: Polen

(July 2022)

In Polen haben mich besonders die Geschichten der Mütter von Menschen mit Behinderungen der Stiftung Fundacja KTOS getroffen. Sie sind wütende, müde und verzweifelt. Die polnische Regierung lässt sie komplett im Stich.

Der Staat unterstützt maximal mit 70 Stunden im Monat. Ein Witz für eine Person, die 24/7 auf Hilfe angewiesen ist. Für das tägliche Leben heißt das praktisch, dass sie komplett auf die Betreuung der Mütter angewiesen sind - oft bis diese nicht mehr können. 

Aber auch die Mütter bekommen keine Unterstützung. Die staatlichen Entschädigungen reichen langen nicht zum leben. Das absurde ist: Nehmen sie diese Hilfe an, dürfen sie parallel nicht arbeiten, was Mütter oft in Armut und Illegalität stürzt. 
Wie alle Mütter wünschen sie sich ein selbstbestimmtes Leben für ihr Kinder. Wer will mit 30 noch bei seiner Mutter leben?

Iwona Hartwich ist auch eine Mutter von einem Sohn mit Behinderung, jetzt ist sie Abgeordnete im polnische Parlament.
2018 besetzte sie mit anderen Aktivistinnen das Parlament und forderten mehr Unterstützung für Assistenz ein. Geerntet haben sie dafür aber vor allem Beschimpfungen der Abgerdneten der PIS Partei. Ihnen wurde zwar ein "Solidaritätfonds" versprochen, effektiv angekommen ist das Geld aber immer noch nicht. 

Getroffen habe ich ebenfalls Aktivist Wojtek Sawiccy. Er hat nach vielen Jahren entschieden seine Behinderung öffentlich zu m machen. 
Mittlerweile hat er über 100 000 Follower und ist in Polen ein Berühmtheit. Zusammen mit seiner Verlobten zeigt er, dass es im Alltag mit Behinderung nicht ums "Überleben", sondern um Teilhabe geht, wie bei anderen auch.

Auftrag an die EU:
Care-Arbeit von Frauen muss generell besser unterstützt, finanziert werden, insbesondere auch von Müttern von Kinder mit Behinderungen. Hier müssen wir uns auf europäische Mindeststandards einigen. 

Außerdem muss europaweit das persönliche Budget gefördert werden. 
Damit Menschen mit Behinderungen frei entscheiden können, von wem sie gepflegt werden wollen und nicht an große Einrichtungen gebunden werden.