Paradebeispiel von Ableismus

Wie kleinwüchsige Menschen in Spanien vorgeführt werden

26.01.2023

Belustigend oder bemitleidenswert: Das scheint das ewige Etikett, das unsere Gesellschaft kleinwüchsigen Menschen anheften möchte.

Statt diesem ableistischen Bild entgegenzuwirken, wird es in Spanien durch ein Volksfest verstärkt -  fernab vom Gedanken der Gleichberechtigung.

In Cantillana bei Sevilla, findet am 18.02.23 um 17 Uhr eine Veranstaltung mit den kleinwüchsigen „Torero Komikern” “Comico Taurino” statt.

Ähnlich wie beim Stierkampf handelt es sich um eine regionale Tradition für die ganze Familie. Nur, dass hier Menschen und keine Tiere vorgeführt werden: Kleinwüchsige Menschen stellen als Clowns mit Kälbern den Stierkampf nach (ohne Blutvergießen), es soll zur Belustigung dienen. 

Das spanische Komitees für Menschen mit Behinderung CERMI und mehrere Kleinwuchsverbände und Stiftungen wie ALPE, Crecer oder ADEE Espana fordern, dass diese Art von Veranstaltung politisch nicht mehr toleriert werden.

In Madrid wurde diese Art von Veranstaltung bereits verboten. In Andalusien bleiben die Forderung der Abschaffung jedoch nach langen Jahren intensiver Diskussionen und Verhandlungen mit Politiker*innen immer noch erfolglos.  

Grüne Europaabgeordnete und das European Disability Forum EDF unterstützen die Forderung der Vereine und fordert einen Stopp dieser Veranstaltungen – unter den Hashtags #StopComicoTaurino und #AbleismTellsMe. 

Grüne Europaabgeordnete Katrin Langensiepen, Vorsitzender der interparlamentarischen Gruppe von Menschen mit Behinderungen, ist empört: 

“Es ist kaum zu glauben, dass heute noch diese Art von Veranstaltungen toleriert werden. Kleinwüchsige Menschen werden hier vorgeführt, reduziert auf Objekte der Belustigung. Es ist Zeit mit dieser ableistischen Tradition zu brechen.

Laut der UN-Behindertenrechtskonvention und der EU-Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen sind die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, Gleichberechtigung zu fördern. 

 Es ist unsere politische Aufgabe Menschen mit Behinderungen als gleichwertige Mitglieder unserer Gesellschaft zu etablieren und zu stärken, Strukturen für Chancengleichheit in Ausbildung und Beruf zu fördern und Diskriminierung entgegenzuwirken  -  diese Art von Veranstaltungen bewirkt nur das Gegenteil.”