Amazon-Anhörung im Europaparlament - es hagelt Kritik

Wenn Profit vor Gesundheit gestellt wird

In der heutigen Anhörung im Europaparlament berichteten unterschiedliche Experten über die prekären Arbeitsbedingungen bei Amazon und die zahlreichen Angriffe des Unternehmens auf Arbeitsnehmer*innenrechte sowie Gesundheits- und Sicherheitsauflagen.  
Ver.di Vertreter Orhan Akman forderte stärkere EU-Regulierung bei Thema Künstliche Intelligenz (KI).

Mehr Information von ver.di: https://handel.verdi.de/unternehmen/a-c/amazon/[1]  

Katrin Langensiepen, Grüne Europaabgeordnete und Vize-Vorsitzende des Sozialausschusses, kommentiert:  

„Es ist kein Geheimnis, dass Amazon Arbeitnehmer*innenrechte systematisch aushöhlt. Befristete Zeitverträge führen dazu, dass die Selbstorganisation in Gewerkschaften erschwert wird und sozialer Dialog kaum stattfindet. 

Mit der Richtlinie zum Mindestlohn muss die EU darauf bestehen, dass Tarifverhandlungen auch bei Amazon gestärkt werden. Scheinbeschäftigung muss durch bessere Kontrollen aufgedeckt und sanktioniert werden. 

Auch beim Punkt Künstliche Intelligenz (KI) müssen wir aktiv werden. Die Totalüberwachung der Arbeitnehmer*innen durch KI, die ständige Kontrolle und der damit verbundene Druck in ihrem Arbeitsumfeld gefährden die Gesundheit der Arbeitnehmer*innen. Damit verstößt Amazon auch teilweise gegen die EU-Datenschutzrichtlinien. Arbeitnehmer*innen erleben eine Entfremdung der Arbeit, sie verlieren ihren Einfluss und Algorithmen entscheiden, wie sie ihre Arbeit zu verrichten haben. Der wichtige Sozialcharakter der Arbeit fällt weg. Auch hier kann und muss die EU eingreifen und regulieren, um sicher zu stellen, dass die Anwendung von Künstlicher Intelligenz MIT und nicht gegen Arbeitnehmer*innen arbeitet. Transparenz hinter den Algorithmen, Mitspracherechte und Grenzen der Datenauswertung müssen sichergestellt werden.

Amazon ist schon längst viel mehr als ein Wettbewerbsteilnehmer. Als Konzerngigant mit einer Umsatzkraft ganzer Länder bestimmt Amazon selbst die Spielregeln des Marktes, wer Geschäfte machen kann und wer nicht -  und damit prägen sie letztendlich unser Konsumverhalten. Auch als Zeichen an andere Plattform-Unternehmen wie Alibaba muss die Politik eingreifen, Schlupflöcher schließen und klar machen, dass Arbeitnehmer*innenrechte keine Option, sondern Gesetzt sind und die EU hier eine klare Verantwortung hat.”

Links:

1. https://handel.verdi.de/unternehmen/a-c/amazon/