Katastrophen wie Potsdam nur Krisensymptom

Zukünftige Pflege muss anders sein

12.05.2021
Close up look on woman's back in a wheelchair.

Der zweite internationale Tag der Pflegenden während der Coronapandemie steht heute an und weltweit leisten Pflegefachkräfte und Angehörige jeden Tag unermessliches.  Pflegende sind enormen Risiken ausgesetzt. Das Virus ist die eine Gefahr, die andere ist die völlige Erschöpfung. Noch halten viele Pflegende durch, doch ist es nur eine Frage der Zeit, bis immer mehr von ihnen den Beruf an den Nagel hängen oder selber krank werden, wenn wir nicht endlich wirksam gegensteuern.

Katrin Langensiepen, Grüne Europaabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Sozialausschusses des Europaparlaments kommentiert:

„Pflege ist ein so wertvoller wie erfüllender Beruf und eine intensive, abwechslungsreiche und immens wichtige Tätigkeit – eben systemrelevant. Und jetzt gilt es, die Rahmenbedingungen endlich so zu gestalten, dass Pflegekräfte eine Zukunft in ihrem Beruf haben. Staatliche Leistungen und Förderungen dürfen nur noch in Häuser und Pflegedienste fließen, die einen Tarifvertrag mit ihren Arbeitnehmer*innen geschlossen haben. Wir brauchen Anreize, dass Fachkräfte im System bleiben oder auch zurückkommen. Flexible Arbeitszeitmodelle, ihrer Bedeutung angemessene Bezahlung, Ausbau ambulanter Versorgung und staatliche Investitionen in die Gesundheitssysteme der Mitgliedsländer sind lange überfällig. Diese Mehrkosten können bezahlt werden, indem die hohen Renditen privater Investor*innen gekappt werden. Personalabbau und ausbeuterische Dumpinglöhnen müssen einTabu werden. 

Wir müssen wieder für ein Gesundheitssystem sorgen, dass die Pflegebedürftigen und ihr Wohl in den Vordergrund stellt. Das Engagement und die Arbeitskraft der Pflegenden müssen sich vor allem auf die Bedürfnisse der Bedürftigen konzentrieren können. Wertschätzende und individuelle Pflege ist möglich mit mehr Personal. Machtmissbrauch, Ausbrennen und Abstumpfen kann verhindert werden, wenn wir unseren Pflegekräften und pflegenden Angehörigen eine fundierte Ausbildung, mehr Zeit und Rückhalt geben, so wie es Florence Nightingale einst auf den Weg brachte. Dann können selbstsichere Pflegende auch ihren Beitrag zum Gelingen von Inklusion leisten, assistenzgestütztes Wohnen und Arbeiten ermöglichen und Katastrophen wie Ende April in Potsdam frühzeitig erkennen, entschärfen und den Alltag Pflegebedürftiger lebenswert machen.“